Mit der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler und dem Brand des Reichstags begann im Februar 1933 die Verfolgung bekannter Funktionär*innen der KPD. Folkert Potrykus gelang es über mehrere Monate, sich bei Parteifreunden in Bremerhaven und Wesermünde zu verstecken, obwohl befreundete KPD-Genoss*innen wie auch seine Verlobte Alma Meinke verhaftet und gefoltert wurden, um seinen Aufenthaltsort zu verraten.
Gemeinsam mit zwei Genossen gab Potrykus anschließend die antifaschistische „Kleine Arbeiter-Zeitung“ heraus. Drei Ausgaben wurden von August bis Oktober 1933 in kleiner Auflage gedruckt. Und nur wenige Exemplare konnten verteilt werden. Doch mit den genauen Schilderungen von Folterungen sowie der namentlichen Nennung von Opfern wie Tätern ging die Zeitung über einfache antifaschistische Parolen hinaus.
Am 9. Oktober 1933 wurde Folkert Potrykus von der Gestapo verhaftet. Es folgten schwere Misshandlungen auf dem „Gespensterschiff“, einem ehemaligen Minensuchboot im Alten Hafen. Danach kam Potrykus im Gerichtsgefängnis in der Nordstraße 10 in Einzelhaft. Im Juli 1934 wurde er vor das Oberlandesgericht Hamm gestellt. Potrykus erhielt eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren, wobei ihm die Untersuchungshaft von neun Monaten angerechnet wurde. Die Haftzeit verbrachte er in den Zuchthäusern Celle und Herford.
Nach dem Ende der Haftzeit im Oktober 1935 kam Folkert Potrykus jedoch nicht frei. Auf Grund eines Befehls vom Juli 1935, wonach alle „KPD-Funktionäre“, die aus der Strafhaft entlassen wurden, in Schutzhaft zu nehmen waren, wurde er in das Konzentrationslager (KZ) Esterwegen deportiert und nach dessen Schließung im September 1936 in das KZ Sachsenhausen. Der seltene Briefwechsel mit seiner Familie bildete in dieser Zeit eine moralische Stütze. Die Verhältnisse im KZ durfte er dabei unter härtester Strafandrohung nicht schildern.
Am 1. Februar 1938 wurde Folkert Potrykus entlassen. In Wesermünde stand er weiterhin unter der Beobachtung der Gestapo und bis 1945 folgten noch sechs weitere Festnahmen. Eine aktive Widerstandstätigkeit war unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich. Vielmehr benötigte die Familie Geld und Potrykus arbeitete als Dreher bei der Schiffbau-Gesellschaft Unterweser AG (SUAG), die seit 1938 vornehmlich im U-Bootbau tätig war.
Ausschließungsschein von Folkert Potrykus, 1940
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Ausschließungsschein von Folkert Potrykus, 1940
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Kontrollausweis des Gerichtsgefängnis Lehe, 1933
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Postkarte von Folkert Potrykus an seinen Vater aus dem KZ Esterwegen, 1935
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Postkarte von Folkert Potrykus' an seine Familie aus dem KZ Esterwegen, 1935
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Postkarte von Folkert Potrykus an seine Mutter aus dem KZ Esterwegen, 1935
Leihgabe Dr. Manfred Ernst
Aufruf zur Bildung von Gewerkschaften, 1945
Leihgabe Dr. Manfred Ernst